Sie wissen nun, auf welchen verschiedenen Bühnen die Macht toben kann und welche Rolle Sie auf diesen Bühnen abwechselnd und automatisch einnehmen. Eine der wichtigsten und entscheidendsten Bühnen der Macht ist meines Erachtens die berufliche Bühne. Auf dieser müssen wir alle uns immer wieder besonders bewähren, um langfristig erfolgreich zu sein. Dazu ist es erforderlich, die dort herrschenden Dynamiken der Macht genau zu kennen.
In vielen Unternehmen wird die Arbeitsatmosphäre ständig kälter. Ein richtiges Zugehörigkeitsgefühl der Mitarbeiter kommt oft gar nicht mehr auf. Die Angst vor Kündigungen oder anderen Verschlechterungen spukt in den Köpfen herum. Von diesen Gedanken und Einflüssen betroffen sind nicht nur die Mitarbeiter. Dies beschäftigt sehr gewaltig und intensiv auch die Eigentümer und Geschäftsführer von Klein- und Mittelbetrieben. Diese wälzen oft Bedenken, dass ihr Unternehmen zu klein ist, um langfristig zu überleben, haben gleichzeitig aber auch Angst vor den Risiken einer eventuellen Expansion.
Unter dem Einfluss mächtiger Dynamiken
Die mächtigen Dynamiken der Macht in Unternehmen verschonen niemanden. Vorstände und Aufsichtsräte geraten ebenfalls immer mehr unter Druck. Sie sollen global relevante Entscheidungen treffen. Und das in einem Umfeld, in dem sich die Bedingungen rasend schnell verändern. Dazu kommt eine beinharte Konkurrenzsituation auf den Märkten. Deshalben greifen viele Top-Manager in dieser für sie brisanten Situation zu der doch sehr kurzsichtigen Devise „alles rausholen, was geht“. Im Sinne von alles rausholen aus sich selbst und vor allem aus den anderen. Das totale Leistungsmantra ist somit ausgerufen, und wer nicht mitkommt, der kann und muss gehen. Das ist meines Erachtens der langfristig völlig falsche Weg.
Klar, Unternehmen müssen Gewinne erzielen, aber nicht nur. Bis vor kurzem gehörte zum unternehmerischen Auftrag auch die Schaffung von beständigen Werten und ein Aufbau menschlicher und langfristiger Bindungen zu den Mitarbeitern. Heute scheinen nur noch wenige Klein- und Mittelbetriebe nach diesem Leitmotiv zu agieren. Es wird im Gegenteil alles der Gewinnmaximierung untergeordnet. Manager sind die Diener der Eigentümer und anonymen Aktionäre. Oberstes Ziel ist die Vermehrung des eingesetzten Kapitals. Wie das erreicht wird, interessiert wenig bis gar nicht. Das Wertesystem von Führungskräften gerät dadurch meist völlig aus den Fugen. Die Mitarbeiter werden innerhalb dieser Verhältnisse aus Druck und Macht zerquetscht und sind den turbulenten Dynamiken meist hilflos ausgeliefert. Nach außen wird zwar postuliert, dass man als Unternehmen nur mit motivierten und loyalen Mitarbeitern erfolgreich sein kann. Meiner Meinung nach wird diese Behauptung jedoch nur zur notwendigen Steigerung der Leistung und oft sehr manipulierend verwendet.
Die geheimen Mechanismen der Macht verstehen
Dieses herrschende Wirtschaftssystem bietet jedoch durchaus gute Chancen, für den, der bereits ist, die Dynamiken der dort herrschenden Macht zuerst zu erkennen, zu durchschauen und dann entsprechend mitzumischen. Es gibt nun einmal geheime Mechanismen der Macht und wer sie verstanden hat, wird die diversen „Kämpfe“, die in Unternehmen nun einmal stattfinden, mit hoher Wahrscheinlichkeit gewinnen.
Wer sich mit diesen Dynamiken nicht vertraut macht, wird auf Schwierigkeiten stoßen und sich nicht durchsetzen können. Eine Führungskraft wird die ihr gesetzten Ziele kaum erreichen,wenn sie in Verhandlungen oder Verkaufsgesprächen den subtilen und unterschwelligen „Machtspielchen“ der Gegenseite nichts entgegenzusetzen hat. Mitarbeiter werden ohne korrekt machtvoll-sicheres Auftreten von jeder Gehaltserhöhung nur träumen können. Und auch unter Kollegen wird es immer jene Menschentypen geben, die auf geschickte und machtvoll manipulierende Weise Teile ihres Pensums den machtärmeren Mitarbeitern überstülpen oder die Erfolge und Ideen anderer für sich reklamieren. Wer hier mit geschlossenen Augen durchs Leben geht und die Macht für sich ablehnt, wird diese berufliche Macht-Bühne bald wegen chronischer Erfolglosigkeit verlassen dürfen.
Verstehen Sie mich nicht falsch, es geht nicht darum, wie eine Art macht-wütender Machiavell durch ein Unternehmen zu fegen. Es geht darum, diese Mechanismen zu erkennen und sie dort, wo es für das eigene Fortkommen notwendig ist, für sich selber geschickt anzuwenden. Denn, nur wenn Sie die Taktiken Ihrer Verhandlungspartner durchschauen und auch noch selbstbewusst auftreten können, werden Sie so richtig erfolgreich sein und nicht zwischen den Macht-Mühlen anderer zerrieben werden.
Macht auszuüben bedeutet auch immer eine immense Verantwortung. Was für eine wichtige Rolle dabei die persönliche Ethik und unsere Werte spielen, sehen wir uns im nächsten Beitrag an.
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