Jeder Mensch ist anders, und auch die Situationen, in denen wir uns befinden, sind nie die gleichen. Daraus ergeben sich zwei Grundkomponenten, die Führungskräfte beachten sollten. Sie müssen situativ und individuell führen und jede Führungsmaßnahme für den jeweiligen Mitarbeiter und die jeweilige Situation passend einsetzen. Der (Selbst)Führungsexperte und Wirtschaftscoach Richard Gappmayer erläutert in diesem Beitrag, wie die Kunst des Führens mit System funktioniert.

So bleiben Sie flexibel und führen situativ zu mehr Erfolg

Es geht immer um Ergebnisse. Jede Führungskraft weiß, Ergebnisse sind das Ziel. Ein einfaches und wirksames System auf Basis einer situativen und individuellen Führung ist der Weg dorthin, denn es reagiert schnell, flexibel und ist lernfähig. Die einzelnen Teilbereiche des Systems sind dabei nie starr begrenzt, sondern dynamisch. So entsteht mittels dieser wirksamen Systeme eine Unternehmenswelt maximaler Anpassungsfähigkeit.

Nicht Systeme, sondern starre Regeln erzeugen Roboter

Sehr oft höre ich die Frage, ob die Menschen in den Unternehmen durch die Systeme nicht zu Robotern und Maschinen würden. Schließlich seien ja alle Situationen und Menschen verschieden. Wie sollte hier also ein rein systemisches Vorgehen möglich sein? Diese Frage ist durchaus berechtigt. Ich bin jedoch überzeugt: Nicht Systeme, sondern starre Regeln sind es, die Roboter hervorbringen. Ein System jedoch braucht – wenn es wirksam sein soll – Flexibilität. Da wären Menschen, die roboterhaft ihre Arbeit verrichten, vollkommen fehl am Platze. Sie würden das an sich ja flexible System sofort und vollkommen lahmlegen.

Flexibel erfolgreich – wie im Fußball

Auch Fußballmannschaften spielen nach einem im Vorhinein genau festgelegten System, niemand würde jedoch auf die Idee kommen, die Spieler als Roboter zu bezeichnen. Die siegreichen Mannschaften sind dabei diejenigen, deren System flexibel ist und auf Unvorhergesehenes reagieren kann. Das gilt auch für Unternehmen. Es werden wie beim Fußball unterschiedliche Stärken zusammengebracht – denn nur mit Stürmern, aber ohne Abwehrprofis, kann eine Mannschaft nicht gewinnen. Funktionierende Systeme sind so unterschiedlich wie die Menschen, die sie entwickeln. Einzig wichtig ist, dass die Systeme zu der jeweiligen Organisation passen, flexibel bleiben und dazulernen. Dabei ist es auch immer mal wieder notwendig, einen „Spieler“ auszuwechseln. Ob als Fußballmannschaft oder Team eines Unternehmens, jede Führung braucht System, sonst herrscht Chaos.

Systeme müssen einfach und duplizierbar sein

Es gibt sicher Führungskräfte, die aus dem Bauch heraus führen und damit auch erfolgreich sind. Doch das hat zwei entscheidende Nachteile: Zum einen haben Zufall und Willkür Einfluss auf das Gelingen, und zum anderen – und das ist der noch wichtigere Faktor – ist diese Art der Führung nicht duplizierbar.

Wenn Sie als Führungskraft wirksame Systeme schaffen wollen, dann geht nichts über Einfachheit. Und genau das ist nicht immer einfach. Unternehmen schleppen oft „Mammut-Systeme“ mit sich, die sie schwer und behäbig machen. Hier braucht es ein Umdenken, denn Komplexität lässt sich nicht systematisieren und der Erfolg von Systemen liegt gerade in ihrer systemisierbaren Einfachheit.

Was gebraucht wird, ist mehr gelebte Spontanität in fluiden Systemen, die sich schnell an neue Herausforderungen anpassen lassen. Dabei ist besonders zu beachten, dass die Systeme duplizierbar sind, das heißt, unabhängig von Personen. In meiner Arbeit begegne ich immer wieder dem Kardinalfehler, dass Systeme um Mitarbeiter herum gebaut werden. Meist sind diese Personen sogar sehr erfolgreich, doch dieser Weg führt früher oder später in eine unternehmerische Sackgasse.

Niemals Systeme um Personen bauen

Wenn nämlich ein solcher Mitarbeiter zu fordernd wird, sind Führungskräften oft die Hände gebunden, und es fehlt ihnen der Mut für klare Worte. Denn zu viel hängt von dieser einen Person ab. Und so geht der Systemraubbau rund um einen Mitarbeiter munter weiter. Endgültig bricht dieses System jedoch zusammen, wenn der Mitarbeiter das Unternehmen verlässt! Ich durfte in meiner Praxis schon mehrfach beobachten, dass ganze Abteilungen ins Schwimmen gerieten, ja sogar das gesamte Unternehmen zu wanken begann! Ich kann nicht oft genug betonen: Bauen Sie nie Systeme um Personen, sondern bauen Sie einfache Systeme, die für sich stehen ,und suchen Sie erst dann dazu passend Mitarbeiter beziehungsweise Stärken aus, die Ihre Systeme brauchen.

Überprüfen Sie als Führungskraft alle Bereiche auf Ihre Einfachheit und Systematisierung und vergessen Sie niemals: Einfachheit schafft Beständigkeit, und Beständigkeit schafft Vertrauen!

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Kunst des Führens mit System.

Ihr

Richard Gappmayer

Link zum Originalartikel auf www.agitano.com