Der Korb des alten Mannes

Ein alter Mann und Waisenjunge, beide auf der Wanderschaft, trafen sich und beschlossen, ihren Weg gemeinsam fortzusetzen.
Der alte Mann trug einen großen, zugedeckten und offenbar sehr schweren Weidekorb bei sich. Er ging tief gebeugt und stöhnte hin und wieder unter der Last.

„Soll ich den Korb für Dich tragen?“ fragte der Junge. „Nein, antwortete der Alte, den Korb kannst du mir nicht abnehmen, denn muss ich ganz alleine tragen.“ „Was ist denn in dem Korb?“ fragte der Junge. Aber er erhielt keine Antwort.

Nachts, wenn der Alte glaubte, dass der Junge schlief, kramte er in seinem Korb herum und sprach leise mit sich selbst.

Es kam der Tag, als der alte Mann sich niederlegte, um zu sterben. „Du wolltest doch immer wissen, was in dem Korb ist, nicht wahr?“ sagte er zu dem Jungen. „In diesem Korb sind all die Dinge, die ich von mir selbst glaubte und die nicht stimmten. Es sind die Steine, die mir meine Reise erschwerten. Auf meinem Rücken habe ich die Last jedes Kieselsteines des Zweifels, jedes Sandkorn der Unsicherheit und jeden Mühlstein des Irrweges getragen, die ich im Laufe meines Lebens gesammelt habe. Aber ach – ohne sie hätte ich so viel weiter kommen können im Leben. Statt meine Träume zu verwirklichen, bin ich nun hier angekommen.“ Und er schloss die Augen und starb.

Der Junge ging zum Korb und hob den Deckel. Der Korb, der den alten Mann so lange niedergedrückt hatte, war leer.

Quelle: unbekannt

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