Mitarbeiterführung in Krisenzeiten

In den Unternehmen gibt es derzeit trauernde Menschen. Einige haben eine geliebte Person verloren oder schwer Erkrankte in der Familie. Gar nicht so selten sind auch durch die Coronakrise ausgelöste Depressionen. Diese Trauer wird auch dann noch allgegenwärtig sein, wenn der ersehnte Alltag zurückgekehrt ist.

Dazu stellt sich die Frage: Wie behandeln Unternehmen ihre Mitarbeiter, wenn sich alle Abläufe normalisieren? Es geht dabei vorrangig nicht darum, verlorene Umsätze aufzuholen. Führungskräfte sollten ihre Mitarbeiter vielmehr fragen: „Wie geht es dir? Wie kann ich dich unterstützen?“

Organisationen müssen erkennen, dass sich in diesem Prozess nicht alle zur gleichen Zeit im gleichen Stadium befinden. Wenn Menschen ungewöhnlich wütend erscheinen, sollten wir ihnen Raum geben und Geduld üben. Sie trauern. Nur wenn wir uns und anderen erlauben, die Phasen der Trauer bewusst zu erleben, werden wir zur Akzeptanz finden. Und damit gewinnen wir auch die Kontrolle zurück.

Unternehmer als Unterstützer

Es gilt, drei verschiedene Gruppen im Auge zu behalten:

  • Die Besorgten sind gesund, haben keine Krankheit in ihrem Umfeld erlebt, aber sie trauern um den Verlust von Normalität, Chancen und Ereignissen.
  • Die Betroffenen waren selbst krank oder kennen jemanden, der krank war. Diese Menschen haben sich ein Trauma nicht nur eingebildet – sie haben es erlebt. Einige von ihnen brauchen vielleicht Beratung oder andere Hilfsangebote.
  • Die Hinterbliebenen betrauern einen Todesfall. Sie werden noch viel Zeit brauchen, um das Erlebte zu verarbeiten und zu akzeptieren.

Unternehmer haben jetzt die Gelegenheit, sich für ihre auf die eine oder andere Weise trauernden Arbeitnehmer zu engagieren und es ihnen zu ermöglichen, ihre Trauer in ihrem eigenen Tempo zu leben. Es geht dabei nicht darum, in einem schrecklichen Ereignis einen Sinn zu finden. Aber dem Verlust eine Bedeutung zu geben, kann die schmerzhaften Erinnerungen heilen und dabei helfen weiterzumachen. Die Pandemie ist eine Phase, die enden und als eine außerordentlich schwierige Zeit in Erinnerung bleiben wird. Die langsame Rückkehr zu einer neuen Normalität geht aber weiter – und damit auch der Prozess, das Geschehene anzunehmen.

Elektropraxis 01/2021