Intuitiv Entscheidungen treffen – das neue Führungstool
Die Führungskräfte von heute stehen vor der großen Herausforderung, ihre Leadership-Strategien angesichts der vielfältigen Herausforderungen des aktuellen Führungsalltags neu auszurichten. Dabei tritt eine zukünftige Pflichtaufgabe von Führungskräften in den Vordergrund, die bislang eher der Kategorie Kür zuzurechnen war. Nämlich die Fähigkeit, die Mitarbeiterinnen Mitarbeiter zu befähigen, trotz einer höchst unklaren Datenlage schnelle und konsequente Entscheidungen zu treffen, obwohl keinerlei Sicherheit gegeben ist, dass diese Entscheidungen auch die besten sind.
Trotz unklarer Datenlage schnelle Entscheidungen treffen
Wer als Führungskraft schon heute das Gefühl hat, seine Entscheidungen schneller als früher und mit weniger Sicherheit treffen zu müssen, der wird dieses Gefühl in den kommenden Jahren mit Sicherheit nicht verlieren, sondern eine massive Verstärkung wahrnehmen! Die hurtig voranschreitende Digitalisierung und die massive weitere Entwicklung der künstlichen Intelligenz werden zwar dazu führen, dass digitale Assistenten uns ständig Prognosen, Simulationen und Entscheidungsvorschläge anbieten, doch die frühere Sicherheit, einen Entscheidungssachverhalt vollständig rational durchdrungen und alle Eventualitäten gegeneinander abgewogen zu haben, um dann eine wirklich sichere Entscheidung zu treffen, wird es für menschliche Führungskräfte wohl nur noch äußerst selten geben. Vielmehr liegt die neue Führungs-Anforderung der Zukunft vor allem darin, trotz einer zutiefst unklaren Datenlage schnelle und konsequente Entscheidungen zu treffen. Ja, das klingt komplex und ist es auch. Wie also können Führungskräfte diese neue, für sie so ungewohnte, Herausforderung am besten meistern?
Zum einem werden Führungskräfte mehr und mehr Entscheidungen nicht mehr selbst treffen, sondern diese durch Computer treffen lassen! In vielen Fällen sind unsere digitalen Assistenten eben viel schlauer, analytischer und intelligenter als wir, weswegen Führende ihnen gewisse Entscheidungen auch vertrauensvoll überlassen sollten. Und was machen dann die Führungskräfte, werden Sie sich jetzt vielleicht fragen? Keine Sorge, diese wandern nicht aufs Abstellgleis! Sie sind nach wie vor gefragt, aber in einer etwas anderen Rolle und Kapazität! Ihre Aufgabe als Leader muss und wird sich in manchen Bereichen weg von den direkten Entscheidungen und hin zur Befähigung der Mitarbeiter zur eigenen Entscheidungsfindung verschieben! Zum anderen wird es aber immer noch bestimmte Bereiche geben, in denen Führungskräfte trotz der bereits beschriebenen Unsicherheiten der Ausgangssituation weiterhin selbst die Entscheidungen zu treffen haben. Wenn nun aber die bisherige rationale Analyse zu keiner wie auch immer gearteten Entscheidungssicherheit führt, werden diese Entscheidungen mehr und mehr intuitiv getroffen werden müssen!
Hilfe – intuitive Entscheidung erforderlich
Ein solches Entscheiden „aus dem Bauch heraus“ ist in der Managementwelt jedoch noch nicht wirklich populär! Denn der moderne Leader möchte seine Entscheidungen basierend auf Fakten treffen, Gefühle stören dabei und trüben die Entscheidungsfähigkeit. Dieser faktische Weg der Entscheidungsfindung wird jedoch zunehmend obsolet, da rein rationale Entscheidungen aufgrund der steigenden Komplexität und Vielzahl der Entscheidungsvarianten kaum mehr möglich sind. Dies wäre dann der exakte Moment, an dem Führungskräfte sich mit ihrer Intuition vertraut machen sollten. Und ja, das macht vielen im ersten Ansatz Angst – ist jedoch völlig unberechtigt!
Denn die Intuition ist ja kein allwissender Kompass, der einfach so auf jede Frage die richtige Antwort parat hat. Im Gegenteil! Intuition ist die unterbewusste Verarbeitung von vorliegenden Wahrnehmungen, Eindrücken und Erkenntnissen. Die Basis für eine gute Intuition ist also das ständige Füttern unseres Unterbewusstseins mit möglichst vielen Informationen! Genau das praktizieren Sie als Führungskraft ja sowieso schon immer! Die zukünftige Führungsmethode der intuitiven Entscheidungen beruht also darauf, Ihr Unterbewusstsein mit all diesen analysierten Informationen und abgewogenen Möglichkeiten zunächst einmal „ruhen zu lassen“ und der Intuition nicht sofort Folge zu leisten. Verantwortungsbewusste Leader sollten immer mindestens zwei Nächte über eine anstehende Entscheidung schlafen und sich einige Tage mit völlig anderen Aufgaben beschäftigen, ohne der anstehenden Entscheidungsfindung allzu viel Raum zu geben. Denn erst aus dieser Distanz heraus kann der gloriose Moment erfolgen, an dem Ihnen die intuitiv beste Lösung ganz ohne Zuhilfenahme rationaler Elemente vom Unterbewusstsein ins Bewusstsein gespült wird. Wie zum Beispiel der berühmte „Aha-Effekt“ unter der Dusche, den Sie sicher schon erlebt haben, wenn auch vermutlich nicht unbedingt ein Führungsthema betreffend, obwohl er auch dahingehend hervorragend funktioniert, wenn Sie ihn zulassen! Und erst ab diesem Augenblick ist es überhaupt möglich, sich für jene Lösung, die sich intuitiv „richtig“ anfühlt, zu entscheiden! Ja, das kann zu Beginn herausfordernd, ungewohnt und vor allem auch beängstigend sein. Aber es ist Ihre Aufgabe als Führungskraft, betreffend das Thema Intuition mit gutem und erfolgreichem Beispiel voranzugehen und Ihre Mitarbeitenden nach und nach dazu einzuladen, diese Art des Entscheidens doch ebenfalls zu praktizieren. Denn wir kommen an einer Tatsache definitiv nicht vorbei: Die Kunst des intuitiven Entscheidens ist mit Sicherheit eines der wichtigsten Führungsinstrumente der Zukunft!
Elektropraxis Seite 48-49, Februar 2023