Das Ende von Marken, wie wir sie kennen!
2020 war als Jahr völlig anders, als wir es erwartet haben. Es hat Perspektiven und bisherige Denkmuster verändert und teilweise auch die Existenz vieler Selbstständiger und kleiner Unternehmen in Schieflage gebracht.
Aber es war auch ein Jahr vieler Chancen. Die Chancen, globale Herausforderungen neu zu denken und neu zu gestalten– speziell für Unternehmen und ihre Marke. Die Krisen, die in den nächsten zehn Jahren auf uns zukommen, sind vielfältig und werden sich in ihrer Wechselwirkung verstärken. Krisen, die die Unternehmen dazu zwingen werden, langfristig zu denken und neue, zukunftsgerichtete Vorgehensweisen zu überlegen. Wenn Sie als Marke nachhaltigen Erfolg haben wollen, ist es jetzt der Moment, sich dazu zu bekennen, wer Sie heute sind und festzulegen, wer Sie in zehn Jahren sein wollen. Für welche Werte möchten Sie in der Welt der Zukunft stehen, welche bisherigen Herangehensweisen sollten Sie hinter sich lassen?
Nur wenn eine Marke in der Lage ist, sich bereits heute aktiv in jedem der drei folgenden Bereiche zu positionieren, wird sie die massiven Veränderungen der nächsten zehn Jahre als Wettbewerbsvorteil für sich nutzen können.
1. Business to Künstliche Intelligenz
Marken haben bis 2030 Zeit, sich in der neuen, durch künstliche Intelligenz entstehenden Weltordnung zu etablieren. In dieser Welt existiert eine neue Form von Intelligenz, die es Unternehmen und Kunden ermöglichen wird, ihren Alltag völlig neu zu gestalten. Dabei werden bisherige B2B- und B2C-Zusammenhänge von einer sich ständig und selbstständig weiterentwickelnden maschinellen Dynamik abgelöst. Marken wird es dann durch KI-Gatekeeper und KI-Assistenten möglich sein, direkt mit ihren Endkunden zu kommunizieren. Damit dies geschehen kann, müssen Unternehmen und ihre Marken sich für die neuen Technologien grundlegend öffnen und mit der rasanten Entwicklung Schritt halten. Dazu braucht es vor allem ein echtes Verständnis von Daten! Diese zeigen ihren Wert nämlich erst durch ihren Zweck. Werden sie im Rahmen von künstlicher Intelligenz nämlich nicht genutzt, besitzen sie keinerlei Wert.
2. Business to Tribe (Stamm – Zugehörigkeit)
Wichtig zu beachten sind außerdem die neuen sozialen Dynamiken der digitalen Tribes. Der Mensch ist evolutionsbedingt auf das Leben in Stämmen und Sippen gepolt. In unserer Welt mit ihren modernen Technologien entstehen neue Varianten an digitalen Stämmen. Diese vielen miteinander vernetzten digitalen Stämme werden die Geschäftsdynamiken in den nächsten Jahren verändern. Was auch eine Veränderung der Machtverhältnisse zwischen den Unternehmen und deren Kunden mit sich bringt. Bis spätestens 2030 werden sich Kunden in einer Position befinden, in der sie bestimmte Marken als ihre Partner frei auswählen werden. Ihre Instrumente, um die Botschaften einer Marke zu verbreiten und sich mit dieser Marke, ihren Werten und ihrer Identität als Teil eines digitalen Stamms zu etablieren, sind die sozialen Medien. Diese neue Machtstellung der Kunden bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass sie Marken innerhalb kürzester Zeit und erbarmungslos kollektiv abstrafen können, wenn diese Marke eine Richtung einnimmt, die dem „Tribe“ nicht zusagen.
3. Business to World
Es ist eine neue Marke entstanden, die es noch nie gegeben hat, nämlich die Marke unserer Erde! Obwohl Greta viele Menschen dazu gebracht hat, sich mit dieser Thematik zu beschäftigen, ist es nie wirklich gelungen, alle Menschen ins Boot zu holen. Aber nun gibt es „Brand Earth“ – die größte Marke, die es je geben wird! Alle anderen Marken werden in Zukunft mit ihr konkurrieren und nicht mehr miteinander. So sieht die wahre Evolution der Marken aus!
Die Gesundheit unseres Planeten wird weiterhin ein zentrales Thema darstellen, das Innovationen auf allen Seiten des politischen Spektrums antreibt. Wer als Marke in Zukunft erfolgreich sein will, muss sich rasch und intensiv mit der Thematik Umwelt beschäftigen und diese nach außen darstellen. Und nein, das ist keine Phase, die irgendwann wieder vorüber ist! Die meisten Menschen haben das starke Bedürfnis, das Leben auf diesem Planeten zu erhalten. Wenn nun die Nachhaltigkeit unserer bisherigen Lebensweise immer mehr in Frage gestellt wird, wird es für alle Marken immer wichtiger werden, sich in der Tiefe damit auseinanderzusetzen, was dies für ihre zukünftigen Produkte, Inhalte, Werte und Botschaften bedeutet.
Marken werden im Jahr 2030 Repräsentanten für das wichtige und zukünftige „Gute“ sein, da ihre Kunden von ihnen erwarten, dass sie der Gemeinschaft etwas zurückgeben. Die Nachhaltigkeit und der Sinn einer Marke werden nicht länger als „nice to have“ betrachtet werden, sondern zum wichtigen Verkaufsargument mutieren. Marken werden in Zukunft als aktive Gestalter von Gemeinschaft und dem Sinn der Gemeinschaft auch eine viel stärkere Vorbildfunktion übernehmen. Damit sind sie auch in ihren Handlungen der Gemeinschaft und dem größeren Kontext viel stärker verantwortlich als bisher.
Jene Unternehmen, die all das mit der Positionierung ihrer Marke schon heute zu berücksichtigen beginnen, werden 2030 zu den großen Gewinnern am Markt zählen!
Ausgabe 3/22, Seite 48/49 elektropraxis.at