Habe ich ein Glück, dass ich nicht immer glücklich sein muss!
Teil 2 –

Wissen Sie, was ein anhaltend subjektives Glücksgefühl ist? Das tritt dann ein, wenn wir uns sagen können, dass uns nichts weh tut und wir uns einigermaßen gut fühlen.
Ich finde jedoch, es gibt da noch ein anderes Glück! Und ich bin fest davon überzeugt, dass dies das eigentliche und wahre Glück im Leben ist! Nämlich das Glück, das dann entsteht, wenn wir rundum einverstanden sind mit unserem gesamten Leben, mit all seinen Widersprüchen, Höhen und Tiefen. Das ist ein prinzipiell wichtiger Zustand, dessen Vorhandensein wir auch wertschätzen sollten.

Das Glück der Gelassenheit
Wer erwartet, dass das Leben immer nur pures Glück schenkt, wird enttäuscht werden. Wir springen und jubeln nun einmal nicht jeden Tag vor Lebensfreude. Das sieht das Konzept des Lebens auf diesem Planeten auch gar nicht vor. Wir lernen schließlich von den dunklen Stunden unserer Existenz sehr viel mehr als von den strahlenden Tagen. Wer das verstanden hat, der hat auch das Verständnis von Glück erfasst! Ich nenne dies „das Glück der Gelassenheit“. Schon Seneca hat davon gesprochen, dass diese Art von Glück mit Heiterkeit und Gelassenheit einhergeht. Gelassenheit in dem Sinne, dass wir die Mühen des Alltags, wie eventuellen Ärger, ruhig geschehen lassen, ohne uns ständig dagegen zu wehren.
Sehr viele Menschen denken jedoch noch völlig anders und sind ständig auf der Flucht aus der Gegenwart und auf der Suche nach dem Glück. Wovor fliehen diese Menschen? Und wofür ist für sie Glück ein Ersatz oder eine Zuflucht? Das sind wichtige Fragen, die jeder für sich beantworten muss.

Pseudo-Glück – wirklich erstrebenswert?
Vielen Menschen sind nicht wirklich glücklich, aber auch nicht wirklich unzufrieden. Wir könnten dabei von so etwas wie einer neutralen Zone sprechen. Eine Art „Pseudo-Glück“ – eine fast schon bedrohliche Zufriedenheit – es geht mir nicht schlecht, aber es könnte auch viel besser sein.
Das ist aus meiner Sicht ein nicht ungefährlicher Zustand. Warum? Weil aus dem Status einer Beinahe-Zufriedenheit noch niemals eine nennenswerte weitere Entwicklung zustande gekommen ist! Aus zufriedener, bequemer Saturiertheit kann maximal Mittelmaß entstehen. Und wer will schon Mittelmaß? Das finden wir sehr bald fad und öde! Unser Entwicklungspotenzial kommt erst dann in die Gänge, wenn wir richtig tief unzufrieden sind mit unseren Verhältnissen und gewissen Situationen, in denen wir uns befinden. Und wir haben – neben diversen privaten Befindlichkeiten – viele Gründe, um unzufrieden zu sein. Denn wir müssen uns der Globalisierung, der Digitalisierung und der „künstlichen Intelligenz“ stellen, ob wir wollen oder nicht. Die sind nun einmal dran im Moment – und wir alle sind aufgerufen, uns damit auseinanderzusetzen. Das ist anstrengend, aber gleichzeitig auch gut so. Denn Zufriedenheit macht satt, träge und uninspiriert. Wie auch uninteressiert und antriebslos.

Die richtige Balance zwischen Gelassenheit und Unzufriedenheit finden
Wir befinden uns dabei – wie so oft im Leben – auf einer spannenden Gratwanderung zwischen zwei Welten. Jener, in der wir für uns feststellen, dass wir das oben erwähnte Glück der Gelassenheit erleben und diesen Status Quo doch irgendwie festhalten wollen. Auf der anderen Seite beginnt die Unzufriedenheit an uns zu nagen und uns voranzutreiben. Dann gilt es, auch die Unzufriedenheit mit Gelassenheit anzunehmen, aber gleichzeitig dem Stillstand zu trotzen und in eine so gut wie möglich ebenso gelassene Veränderung und Entwicklung zu gehen! Das ist nicht einfach, aber es ist definitiv möglich.

Also seien Sie ruhig auch öfter mal „gelassen unzufrieden“, oder sogar „bewusst unglücklich“, denn genau das ist Ihr persönlicher Motor, um in Bewegung zu kommen und endlich jene Dinge zu verändern, die Sie schon lange stören. Verharren Sie nicht in einem Pseudo-Glück oder einer Scheinzufriedenheit , nur weil Sie vielleicht Angst haben vor Veränderung und sich lieber in das Schneckenhaus Ihrer Komfortzone verkriechen wollen.

Bis bald!
Ihr Richard Gappmayer