Wir kommunizieren unaufhörlich und sprechen doch immer weniger miteinander. Wir wissen viel voneinander – vielleicht zu viel. Kennen wir einander deshalb besser? Zweifel sind angebracht! Vor allem beziehen wir uns nicht mehr auf andere. Die niedrigschwellige Verlockung, Botschaften per Twitter, WhatsApp oder E-Mail zu senden, lässt Beziehungen unpersönlicher werden. Verständigung läuft nicht mehr direkt, sondern als Dreieck über ein Gadget. Dieses erlaubt jedoch kaum Dialoge, sondern nur die Aneinanderreihung von Statements. Diese Kanäle flechten keine Gespräche, gehen auf keine mimische Reaktion ein, bemerken das Feinstoffliche nicht, kein Tonfall, kein Zögern, kein Seufzen, kein Räuspern, keine Freude. So ist gemeinsame Wirklichkeit nur schwer zu gestalten!
Diese Modernisierungsverluste müssen wir kompensieren. Dabei gilt: Alles Konflikthafte gehört nicht ins Digitale! Viele Konflikte entstehen überhaupt erst, weil man schreibt, aber nicht mehr spricht. Falls Sie einen Menschen nicht persönlich ansprechen können, greifen Sie wenigstens zum Telefon. Dann können Sie auf seine hörbaren Reaktionen eingehen. Am wichtigsten erscheint mir allerdings, so viele Situationen wie möglich zu schaffen, in denen Sie wirklich miteinander sprechen. Nicht ritualisiert, sondern spontan und ergebnisoffen. Wenn Verbindlichkeit gewollt ist, dann erzeugen Sie diese nur, wenn Sie sich in die Augen sehen. Das sprechende Gesicht war schon immer dem sprechenden Mund überlegen.
Tips Kirchdorf KW 46/20, Seite 32