„Ohne Vergebung blieben wir ewig Gefangene der Konsequenzen unserer Handlungen“, lautet ein Zitat von Hannah Arendt. Wer vergibt, so die Erkenntnis, tut vor allem sich selbst etwas Gutes, weil wir dadurch negative Gefühle, wie Groll, Wut und Hass loswerden. Vergeben ist das Talent, nicht nur anderen, sondern auch sich selbst etwas Gutes zu tun. Und Harmonie? Mündet sie nicht auch in der ersehnten Seelenruhe? Nicht unbedingt. Das friedvolle Leben, nach dem uns alle dürstet, finden wir nicht dadurch, dass wir uns jedem Harmonieangebot beugen. Der Harmoniefalle entkommen wir erst, wenn wir wissen, wann die Harmonie dem eigenen Wunsch entspricht. Das geschieht dann, wenn unsere wahre Identität mit der Harmonie im Einklang ist! Viel öfter als wir denken sind wir fremdgesteuert, emotional erpresst, ohne es zu merken.
Unsere Aufgabe besteht nicht darin, möglichst oft Harmonie zu erzielen. Wir sollen lernen, Gefühle abzulegen, die nicht unsere sind, sondern fremde, belastende, die in uns überdauert haben. Je bewusster wir uns dieser Gefühle werden, die von außen in uns eingepflanzt wurden, desto deutlicher können wir sie von unseren wirklichen Bedürfnissen unterscheiden. Wenn Eigensinn und das Gefühl für das eigene Wohl die Fremderwartung der Harmonie ersetzen, dann fangen wir an, mit uns harmonisch zu werden.
Tips Kirchdorf, KW 22/20, Seite 27