Meist stecken hinter der Sucht nach Harmonie tiefgründige Ängste, wie beispielsweise die Furcht vor Konflikten. Innerlich haben viele Menschen durchaus den Wunsch, einmal mutig zu sein, als einziger unter den ewigen „Abnickern“ in der Runde dem Rudelsführer einmal so richtig die Meinung zu geigen. Aber latente Ängste vor Aggressionsentladungen der Person, die vermeintlich zu wenig Zuspruch oder Aufmerksamkeit von uns bekommen hat, halten uns oft davor zurück. Oder auch die Angst, in Ungnade zu fallen, oder, noch schlimmer, gar aus gewissen sozialen Gruppen für immer ausgeschlossen zu werden.
Es ist eine uralte Angst, die bis in unsere Kindertage zurückreicht. Die Angst vor Ablehnung, dem Liebesentzug, wenn wir uns nicht so verhalten, wie es die Eltern eingefordert haben. Wenn wir uns auch noch als Erwachsener verpflichtet fühlen, bei unechten Harmonieszenarien mitzuspielen, dann ist das oft ein Überbleibsel eines von außen eingepflanztem schlechtem Gewissen. Wir fühlen uns unterbewusst schuldig, wenn wir die gewünschte Harmonie nicht erfüllen oder stören.
Harmonie ist scheinbar ein unumstößlicher Wert. Sie zu erzielen ist immer richtig und auf jeden Fall besser, als im Bruch oder in einem unvollendeten Status zu verharren. Trotzdem sollten wir klar zwischen der Harmonie, die für unseren Seelenfrieden wichtig ist und übertriebener Harmoniesucht unterscheiden!
Tips Kirchdorf KW 01/22, Seite 25